Unter dem Vulkan

Zurück aus Sizilien. Zum Schluss war der Ätna noch einmal mit Schnee bepudert, der Frühling hat sich rar gemacht, nicht nur hier in Berlin. Aber immerhin hat die Insel nach Monaten der Trockenheit auch ein bisschen Regen abbekommen, der Vegetation hat das sicher gut getan.

Blick aus dem Bus: Der Ätna von Süden (Foto: llm

Im Vergleich zum ebenmäßigen Mount Fuji ist der Ätna ein eher unordentlicher Vulkan. Dafür unterhält er sein Publikum mit gelegentlichen Aktivitäten: Während wir dort waren, soll er wie ein alter Zigarrenraucher perfekte Rauchringe ausgestoßen haben. Wir haben das nicht gesehen, waren wohl zu weit entfernt.

Ich hatte zur Vorbereitung die erste Hälfte von John Julius Norwichs Sicily gelesen, von der Antike („Zu Dionys dem Tyrannen schlich…“) bis zum Stupor Mundi, dem Staufenkaiser Friedrich II. Vor allem die Jahre vor Friedrich mit der kurzlebigen Herrschaft der Normannenkönige fand ich außerordentlich spannend. So war ich denn auch am meisten an den architektonischen und künstlerischen Spuren dieser Periode interessiert.

San Cataldo in Palermo (Foto:llm)

Unsere Zeit hat nicht gereicht, um alle großartigen Bau- und Kunstwerke zu sehen, aber ich habe die Kirchen in Palermo und Monreale mit ihren unglaublichen byzantinischen Mosaiken besichtigt. Wenn man die Palastkapelle in Palermo oder die Kathedrale von Monreale besucht, hat man den Eindruck, in prachtvolle Graphic Novels einzutreten. Noch nie ist mir so bewusst gewesen, wie sehr die christliche Botschaft vom visuellen Story Telling lebt, und in der noch oströmisch geprägten Ästhetik steht weniger die Kreuzigung mit ihrer Verklärung des Leidens im Vordergrund als das ereignisgetriebene Narrativ.

Wie die Panels einer Graphic Novel: Mosaike in der Kathedrale von Monreale (Foto: llm)

Enttäuschend fand ich das kulinarische Angebot der Region. Zwar gibt es in Catania einen wirklich reichhaltigen Lebensmittelmarkt, aber was uns in den Gastronomien angeboten wurde, war überwiegend Mainstream und ein bisschen fad und langweilig. Einzige echte Ausnahme, ebenfalls in Catania: Der Seafood-Laden Planète Maritime in Ognina. Dort sind wir gleich zweimal eingekehrt, um frische Seeschnecken, Muscheln und andere Schweinereien zu essen – einfach zubereitet mit Olivenöl, Knoblauch und Petersilie und sehr, sehr lecker.

Die kleinen Muscheln bei Planète Maritime (Foto:LiWen)

Zu den Versäumnissen dieser Reise gehört, dass wir uns keine Zeit für das Inland genommen hatten. Die Busfahrten von Catania nach Palermo und zurück waren magisch. Man fährt durch eine hügelige Landschaft, die in ihrer Kargheit und Harmonie beinahe an Schottland erinnert, nur dass sich dieses Land im Sommer in flimmernder Hitze präsentieren wird. Das würde ich schon gerne noch einmal erleben.

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